Es liegt hinter mir. Das Artgerecht Camp 2022.
Ein Familiencamp des Artgerecht Projekts. Heute erzähle ich dir von meinen Aufgaben und meinen Herausforderungen. Von meinen Hochs und Tiefs und was diese Zeit in mir bewirkt hat.
Was ist das überhaupt- Artgerecht?
„In der Erziehung andere Wege gehen“
Ich könnte versuchen, was das Artgerecht Projekt ist und für was es steht, in Worte zu fassen. Aber die Gründerin und Autorin Nicola Schmidt hat dies in ihren Büchern und auf Ihrer Website bereits selbst sehr treffend erledigt:
‚Zählen Sie bis zehn!‘ Wie oft haben wir diesen Ratschlag schon gehört? Oder – verflucht? Viele Bücher gegen das Schimpfen und Strafen von Kindern legen großen Wert darauf, dass Eltern lernen, sich selbst zu beherrschen. Das Problem daran ist: Wenn wir uns beherrschen könnten, würden wir ja nicht meckern, motzen, schimpfen oder brüllen richtig?? Viele Eltern sagen mir, in der Theorie sei Ihnen alles völlig klar, aber in der Praxis würden Sie dann doch die Beherrschung verlieren.‘ Nicola Schmidt aus „Erziehen ohne Schimpfen“
„‘Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen‘
Alle Eltern wünschen sich gesunde Kinder! Und es gibt viel zu wissen rund um die Frage, wie man ein gesundes, glückliches Kind großzieht. Gleichzeitig ist es der wichtigste, nachhaltigste Job der Welt! Doch Eltern sind oft konfrontiert mit Ammenmärchen und Halbwahrheiten – das wollen wir ändern.
Unser Ziel: In Balance mit unserem Planeten zu leben.“ (Quelle Website: www.artgerecht-projekt.de/ueber-uns/)
„Oft werde ich gefragt, ob »artgerecht« dasselbe ist wie »bedürfnisorientierte Erziehung« – also eine Erziehung, für die vor allem anderen zählt, die Grundbedürfnisse nach Nähe, Sicherheit, Nahrung, Wärme und Zuwendung der Kinder zu erfüllen. Manche fragen mich auch, ob »artgerecht« eine Pädagogik oder Erziehungsideologie sei.
Beides ist nicht der Fall.
Es ist eher ein Konzept, das fragt: »Wie kann sich ein kleiner Homo sapiens mental und körperlich gesund entwickeln?« – Bedürfnisorientierung ist dabei sehr wichtig, aber »artgerecht« geht in manchen Bereichen darüber hinaus. Denn wir betrachten nicht nur die Bedürfnisse aller, sondern auch unsere stammesgeschichtlichen und biologischen Wurzeln – und das heißt, wir schauen auf die gesamte (erweiterte) Familie. Damit unterscheidet sich mein Blick deutlich von der Medizin, die sich naturgemäß vor allem auf die körperliche Gesundheit konzentriert. Und er unterscheidet sich deutlich von der Pädagogik (sei es nach Rudolf Steiner/Waldorf, Maria Montessori, Emmi Pikler, Friedrich Fröbel oder anderen), die häufig ein bestimmtes Endbild und Erziehungsziel anstrebt.“ (Quelle Instagram: www.instagram.com/p/ChkbCb7sVU5/)
Ihr merkt es sicher schon. Zu einem großen Teil geht es um das Zusammenleben mit Kindern. Als Teil dieser Arbeit veranstaltet Schmidt auch jährlich Camps, in welchen Familien als Clan zusammenleben und in einem 1-wöchigen Aufenthalt das Zusammenleben in der Gruppe erleben können. Mit allen Rechten und Pflichten, die daherkommen.
Am Ende der Woche haben die Kinder meist einen eigenen kleinen Clan geformt und schwirren wie ein Schwarm Bienen umher. Die Eltern haben einen Clan geformt, in welchen Aufgaben geteilt werden. In beiden Clans müssen regelmäßig Konflikte ausgetragen werden – die Gruppe wächst zusammen und bildet eine Einheit.
Denn nur als Gruppe, welche zusammen Konflikte austragen kann, war ein Überleben draußen in der Natur möglich.
Das Artgerecht-Camp und meine Rolle darin
Ich durfte als Teil des Projekts mit dabei sein. Wenn du meinen Instagram Stories folgt, weißt du vielleicht, dass ich seit Anfang des Jahres das Camp im Hintergrund mit organisiert habe. Wir haben einen wundervollen Standort bei Münster gefunden. In Zusammenarbeit mit Rucksack Reisen wurde uns das Camp nach unseren eigenen Wünschen und Vorstellungen aufgebaut. Was für eine Wucht. Auf welchem Zeltplatz hat man schon die Möglichkeit, alles nach eigenem Ermessen aufgebaut zu bekommen?
Toll!
Eine große Kotha – eine überdachte Feuerstelle als zentraler Mittelpunkt. Die Teilnehmertipis drumherum. Daneben die Küche.
Die Küche ist ja oft ein Drehpunkt. Das Wohnzimmer – der zentrale Treffpunkt zu Hause – wie auch im Camp die Kotha neben der Küche. Denn – Leib und Seele gehören ja bekanntlich zusammen. Die Küche für die Versorgung des Leibs. Die Kotha für die Versorgung der Seele.
Natürlich gab es hier einiges an Kommunikation, denn ich organisierte und plante noch die Helferinnen für das Camp. Wir fanden ein wunderbares Team mit begeisterten Helferinnen aus Deutschland und Österreich. What a catch!
Und da stand ich nun- plante das tollste Camp der Welt und schwelgte gleichzeitig in Erinnerungen früherer Ferienfreizeiten, Reiseleitertätigkeiten. Tourguide bei Rucksack Reisen, Teamer bei Ruf Jugendreisen, Outdoor Education mit vielen tollen Trips an der Hochschule in Alta/ Norwegen. Als Jugendliche war ich zu Zeltlagern und Freizeiten unterwegs. Das Feeling wie früher.
Und ich konnte es mir nicht nehmen lassen, vor Ort dabei zu sein. Wir brauchten nämlich noch eine fleißige Biene für die Sanitärwagen. Und diejenige, beschloss ich, war ich mit meinen Kindern. Quasi ein Revival der Ferienfreizeiten. Zelten, Feuerlager, Ausflüge. Und das mit meinen Kindern. Einfach mal alle Fünfe gerade sein lassen. Etwas entspannen. In der Natur sein. Gemeinschaft erleben. Ich schrieb mich also ein, – 3 Wochen putzen im Artgerecht Camp. Erleben, was es heißt, ein Camp zu planen und in der Durchführung dabei zu sein.
Jeglicher fachliche Input, die Planung der Teilnehmer – also die Arbeit an den Menschen, kam hier natürlich stets von Nicola und ihrem Team. Ich bin der Background. Die Planung dahinter. Die Organisation im Stillen.
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Im Übrigen genau wie meine Arbeit als virtuelle Assistenz. Meine Arbeit während eines Launches. Ich unterstütze dabei den Launch (oder das Camp) organisatorisch von der besten Seite dastehen zu lassen. Der fachliche Input kommt dabei aber natürlich stets vom Unternehmer.
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Und wie war es nun – das Artgerecht Camp?
So viele Eindrücke, so viel Lachen, so viele Konflikte, so viele Gemeinsamkeiten und so viele Tränen. Das Camp und das Zusammenleben bringt für alle Teilnehmer das Innerste heraus. Es gibt Kunden, welche mit der Intention anreisen „den Alltag hinter sich zu lassen“ und „zu entspannen“. Natürlich ist beides möglich. Aber die Teilnehmer werden trotzdem konfrontiert. Nämlich mit ihrem eigenen inneren Kind, mit den eigenen Problemen, Ängsten, Wünschen und Hoffnungen. Mit der eigenen Erziehung, die der Eltern und Großeltern.
Im Camp arbeiten die Familien viel auf und lernen im Rahmen der Workshops viel Neues.
Für mich war es eine perfekte Zeit für und mit meinen Kindern sein zu dürfen.
Meine Tage drehten sich um die Bedürfnisse meiner Kinder, ich konnte die emotionalen Tanks der zwei Kurzen auffüllen. Ich musste nicht kochen, nur putzen. Dabei halfen mir die beiden natürlich tatkräftig. Schon mal einen 2-jährigen Klos schrubben sehen? Ich schon. Jeden Tag. Mit eigenen Handschuhen und Schwamm bewaffnet, zogen wir los. Tag um Tag. Die Große spielte meistens im Wäldchen, fand neue Freunde und schloss vor allem die Helferinnen in ihr kleines Herz. Ja, es gab viele Konflikte mit meinen Kindern. Natürlich. Immer wieder. Die Frage ist immer, – wie löst man einen Konflikt? Setze ich meinem Kind einfach meinen eigenen Hut auf und bestimme, was jetzt los ist, oder finden wir gemeinsam eine Lösung? Ist mein Kind überhaupt noch zur Kooperation bereit? Flexibilität und Lösungsorientierung sind die Stichworte der Wahl.
Wir waren mit den Teilnehmern im Wald zum Tipi bauen und auf Spaziergang zum Kräuter sammeln. Gemeinsam saßen wir am Lagerfeuer und haben Stockbrot gebacken. Zum Essen waren wir oft beim Team. Den Rest der Zeit war ich einfach mit meinen Kindern zusammen. Einfach nur das. Mehr nicht.
Am Ende fragte mich eine Teilnehmerin, was ich denn den ganzen Tag mache, man sehe mich so wenig? Vormittags putzen, nachmittags Kinder. Mit zunehmendem Fortschritt der Camps war die Kleinen aber auch mehr und mehr fertig. Sie wollten mal wieder Ruhe. Ohne fremde Kinder. Mit dem eigenen Lego spielen. Ich kanns verstehen. 4 Wochen zelten am Stück ohne die beste Freundin kann so hart sein.
So schön das Artgerecht Camp war – so anstrengend war es auch für uns
So schön die Zeit war, – mit meinen Kindern im Camp. So anstrengend war diese auch für mich. Wenig Schlaf (weil ich meist nachts noch vor dem Rechner saß) und viel los. Trotzdem wunderschön. Die Kinder bei mir. Wir zusammen als Einheit. Wir wurden bekocht und haben vieles gemeinsam gemacht. Wunderbar!
Zwischendurch waren wir immer wieder bei Ausflügen oder haben für das Camp oder die Küche eingekauft. Gerade zum Start des Camps gab es noch einiges zu organisieren, bis die Technik im Hintergrund gut lief. Das hieß es aber auch immer einen Ausflug in die reale Welt. Zurück ins Leben quasi. Das kann ganz schön hart sein. Wenn man raus aus der Camp – Outdoorbubble kommt und mit Stress, Hektik und Terminen konfrontiert wird. Wenn die Welt da draußen auf einmal laut ist. Wenn die Menschen um einen herum auf einmal zu viel sind.
Wie muss es also für die Teilnehmer am Ende des Camps gewesen sein, wieder in das normale Leben einzusteigen? Wieder in alte Strukturen zu fallen? Weiter dieselben alten Probleme zu haben? Ich denke, es ist immer hart, den Schritt zurückzufinden und nicht im tiefen schwarzen Loch zu versinken.
Besonders genossen haben wir die Stille des Camps am Wochenende. Keine Menschen, kein Lärm. Der Wäschezuber umfunktioniert zur Badewanne. Es war ja so heiß. Und den Schlauch zur Abkühlung hochgehalten. Lagerfeuer nur für uns. Stockbrot nur für uns. Stille. Spielen. Ruhe. Und die Spannung, die sich aufbaut und mit jeder Stunde, die das nächste Camp näher rückt, größer wird. Warten.
Wenn ich mir eines aus dieser Zeit mitnehmen konnte, dann war es im Hier und Jetzt zu sein. ‚Tut es den Kindern nach!‘, so Nicola zu den Teilnehmern. Sie leben im Augenblick. Wollen ihre Bedürfnisse jetzt befriedigt bekommen. Gestern war Gestern. Nachher ist weit weg. Jetzt ist jetzt. Wie geht es dir jetzt gerade? Nicht- wie war es bei dir? Wie wird es dir heute Abend ergehen. Sondern: Wie ist dein jetzt?‘
Achtsamkeit.
Da sein.
Im jetzt leben.
Meine Zeit als digitaler Nomade
Das Camp war auch ein Versuch für mich. Ich bin in der unschlagbaren Position, von überall aus arbeiten zu können. Das wollte ich ausprobieren – arbeiten von überall. Arbeiten am Strand. Sehr verlockend oder?
Ich kann dir so viel sagen: Mit Kindern und ohne Betreuung für die Kleinen ist das eine Herausforderung, die man nicht einfach lösen kann. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass arbeiten mit (kleinen ) Kindern einfach nicht gut funktioniert. Schau gerne dazu einen anderen Beitrag von mir an: Arbeiten mit Kind im Home-Office.
Während ich dies schreibe, merke ich, dass ich dazu einen eigenständigen Artikel verfassen möchte. Stay tuned!
Mein Fazit
Würde ich es wurde tun? Würde ich wohl wissentlich wieder die Strapazen auf mich nehmen und in Camp mit Kindern? Nein, ich denke nicht. Oder – nur unter anderen Bedingungen.
Das hat vielerlei Gründe:
- Mein Mann war nur teilweise vor Ort. Ich habe meinen Mann sehr vermisst. Mein Fels, meine Brandung. Getrennt sein geht gar nicht. Es fiel mir wahnsinnig schwer.
- Meine Kinder haben die Routinen zu Hause vermisst. Den Papa und das Lego.
- Meinen Platz im Camp zu finden war sehr schwer. Ich konnte nicht an den Workshops teilnehmen, ich war nicht voll im Team drin und ich war nicht voll bei den Teilnehmern drin. Ich hatte eine Sonderstellung, die es aber nicht unbedingt einfacher machte.
- Mein Business Baby. Ich habe es vermisst zu arbeiten. Also richtiges Arbeiten. In Ruhe unterm Tag – nicht nur zu nächtlicher Stunde.
Es war eine herausfordernde, aber auch sehr spannende Zeit!
Wenn du Fragen zum Camp oder zum Artgerecht Projekt hast, melde dich gerne bei mir! Entweder kann ich dir weiterhelfen oder ich leite dich an die richtigen Menschen weiter! 😊
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